Tag 18

24.05.2022

Aufstieg: 180 m

Strecke: 26,1 km

Gesamtstrecke: 400,9 km

Heute sitze / liege ich auf einem Sofa. Wie es dazu kam? Später mehr.

Für die Nacht war wie angekündigt: Sehr viel Regen und sehr viel Wind. Gestern Abend hatte ich mir so meine Gedanken gemacht. Ich hatte in einem solchen Shelter (Schlaf-/Schutzhütte) noch nicht geschlafen. Mir war unklar wie gut der Schutz vor Wind wirklich ist. Außerdem hatte das Dach von innen viele Wasserflecken. Ob das dicht hält oder ob ich absaufe?

Es war wie so oft im Leben: viele Gedanken gemacht und viele Gedanken völlig unnötig gemacht.

Ich hatte sehr gut geschlafen. Es war warm genug und meine Ausrüstung und ich sind trocken geblieben 🙂

Wie jeden Morgen also erstmal Wasser aufwärmen für Getränke und mein Müsli (oder wie man heute gerne sagt: Porridge)

Frühstück zubereiten

Der Weg war wiedermal schön. Aber ich dachte unterwegs:“Über was soll ich heute Abend schreiben?“ Es gab viel Gegend und wenige Menschen. Wenn es nichts offensichtliches gibt musste ich eben was finden.

Ok, rechts das Feld? Oder links die Wiese? Oder vielleicht diese zwei Schweine?!

Schweine in der freien Wildbahn

Oder vielleicht diese Brücke, die wohl von deutschen Besatzern erbaut wurde

1918 von deutschen Soldaten erbaute Brücke

Aber auch das fand ich interessant. Es war mir bereits die letzten Tage aufgefallen. Wenn du denkst, dass die Deutschen die Könige der Mülltrennung sind, dann warst noch nicht in Dänemark. Hier haben die Haushalte drei Mülltonnen mit jeweils zwei Deckeln.

Schon die Mülltonne selbst ist ein Zeichen der Trennung. Jede Tonne hat zwei getrennte Teile.

Ach ja, hier in Süddänemark sagt man, wie bei uns im Norden: Moin. Hier wird es als Begrüßung UND Verabschiedung genutzt.

Hier sagt man Moin

Wann hatte ich zuletzt mittags was warmes? Ja, ok in Flensburg. Aber das zählt nicht. Das war ein Pausentag. Während der Wandertage gab es wohl kein Mal. Heute war es soweit. Ich kam in eine größere Ortschaft und nicht von meiner Route sollte ein Imbiss sein.

Pita Kebab auf dänisch

Eine Stunde nach dem Essen wurde mir wieder deutlich, warum man das nicht machen sollte. Die Verdauung nimmt viel Energie. Ich hätte im Gehen einschlafen können. Das war anstrengend.

Ich traf eine alte Frau. Sie wandere nur etwas, meinte sie und wollte wissen, wo ich denn hinwolle. Dann erzählte sie mir, dass auf meiner Strecke ein Café kommen sollte. Dort könne ich gut Kakao trinken.

Ich ging und ging. Aber dieses Café sah ich nicht.

Nach 18 km Tagesleistung hatte ich einen absoluten Tiefpunkt. Ich schaute in die Karte und sah, dass erst in 8 km ein Übernachtungsplatz kommen sollte. Puh, noch 8 km fühlte sich für mich dem Moment sehr viel an.

Ach was einfach los. Durch das Ziel hatte ich auch eine neue Motivation.

Ungefähr 2km vor meinem Ziel wurden die Wolken bedrohlich dunkel. Mir war klar, das gibt Regen. Also hurtig. Bei einem Kilometer war ich mir nicht mehr sicher, ob ich trocken ankommen würde. Bei 600m war ich mir sicher. Es goss von oben der Art, dass meine Hose sofort durch war. Unterstellen war sinnlos. Auch die Bäume hielten nichts mehr auf.

Ich hatte schon in der Karte gesehen, dass es einen „primitiven“ Zeltplatz mit Frischwasser geben sollte. Da neben war direkt eine Herberge eingezeichnet. Schon als ich mir das ansah, entschied ich, mir das das Wetter vor Ort anzusehen und dann zu entscheiden. Mit dem Regen war also die Entscheidung für die Herberge gefallen.

Aber es war keiner da. Es gab ein Café, das von der die alte Frau gesprochen hatte 😉 und noch dies und das. Aber es nichts, was nach Herberge aussah. Ich musste es wissen, weil keine Tür verschlossen war und ich überall rein sah, weil ich den Herbergsvater /-mutter finden wollte. Keiner da. Das was nach „privat“ aussah habe ich nicht betreten nur reingerufen.

Im stehen auf jemandem warten ist lästig. Ich fand schnell einen Stuhl. Ich muss eingenickt sein. Jedenfalls stellte ich mit Verwunderung fest, dass ich bereits 40 Minuten auf dem Hof war. Auf dem Nachbarshof waren Arbeitsgeräusche. Ich hin und habe gefragt.

Die Betten seien auf dem Dachboden. Dort könne ich einfach reingehen. Die „Küche“, das WC und die Dusche(!) hatte ich bereits gefunden gehabt.

So der umgesetzte Plan: Sachen auspacken, duschen, essen machen, Essen und Blog schreiben.

Welches der knapp 30 Betten nehme ich heute?

Und durch dieses ganze Heck-Meck mit dem Regen habe ich erst beim Schreiben des Blogs gemerkt, dass ich die 400 km (!!!) überschritten habe. Wow, ein Drittel der Strecke habe ich bereits hinter mir. Ich bin mächtig stolz.